Wer kennt es nicht: Neue Smartphones, Software oder Apps sollen uns den Alltag erleichtern, führen jedoch häufig zu Überforderung, dem sogenannten Technostress.
Programme werden umfangreicher, beinhalten immer mehr Features und werden so schnell unübersichtlich. Die Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus: Der Eine wird ungeduldig und schimpft frustriert, weil etwas nicht gleich so funktioniert wie er es kennt. Der andere dagegen kämpft sich durch die neuen Auswahlmenüs und Einstellungsmöglichkeiten.
In diesem Beitrag möchten wir darauf eingehen, wieso nicht alle Menschen von Technostress betroffen sind und was du konkret tun kannst, um Überforderung zu vermeiden.
Technostress trifft nicht jeden
Warum empfinden manche Menschen durch digitale Technologie derart enormen Stress – und andere wiederum nicht? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir verstehen, wie genau der Technostress ausgelöst wird:
- Zunächst erfolgt eine Bewertung der vorgefundenen Situation: Menschen stufen das Ganze unbewusst als relevant/irrelevant, günstig oder stressend ein. Wenn eine Situation in der ersten Bewertungsphase als stressend eingeordnet wird, kann sie entweder als schädlich, bedrohlich oder als Herausforderung wahrgenommen werden.
- Im Anschluss erfolgt der zweite Bewertungsprozess. Hier prüft der Betroffene, über welche Ressourcen zur Bewältigung der Situation er verfügt. Erst wenn ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der vorgefundenen Situation und den verfügbaren Bewältigungsressourcen entsteht, folgt eine Stressreaktion.
- Als Reaktion auf die Empfindung von Stress folgt das Bewältigungsverhalten. Die daraus resultierenden Aktionen sind dann primär problem- oder emotionsorientiert, z. B. die eigene Handlungskompetenz durch mehr Informationen erweitern oder das eigene Erregungsniveau senken. Welcher Mechanismus zum Einsatz kommt, hängt von der Person und Situation ab. Gegebenenfalls wird auch jetzt noch einfach die Bewertung der Ausgangssituation verändert (eine Belastung wird zur Herausforderung).
Nach der Bewältigung bewertet der Mensch die Situation erneut, sodass eine fortlaufende Anpassung zwischen den Anforderungen und den individuellen Reaktionen stattfindet.
Dieser Bewältigungsprozess gelingt manchen Personen diversen Studien zufolge besser als anderen. Hierfür sind vor allem die wahrgenommene digitale Kompetenz sowie die individuelle technologische Selbstwirksamkeitserwartungen verantwortlich.
Die Angst vor Veränderung
Ein weiterer Faktor, den Stress oder Überforderung zur Folge hat, ist die Angst vor Veränderung. Ein beliebtes Zitat in diesem Zusammenhang ist „Never change a running system“ (auf deutsch: Ein laufendes System sollte nicht verändert werden).
Wenn ein Unternehmen neue Technik oder Software einführen möchte, stößt die Umstellung oftmals auf Widerstand und Unverständnis unter den Mitarbeitern. Dann heißt es: „Es hat doch auch gut ohne die neue Software funktioniert.“, „Ich verstehe nicht was das bringen soll.“, „Es ist alles viel komplizierter als vorher“. Was aber die Mitarbeiter im ersten Moment übersehen, ist die Tatsache, dass neue Technik nicht grundlos eingeführt wird.
Nach einer kurzen Einarbeitungsphase resultiert daraus häufig eine effizientere Arbeitsweise und sogar bessere Kommunikationswege. Doch warum stehen viele Menschen neuer Technik dennoch so negativ gegenüber?
In vielen Fällen trägt die Angst vor Veränderung dazu bei. Denn Software oder Geräte, die einem bekannt sind, geben den Menschen das Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit. Viele Nutzer sträuben sich davor, sich frühzeitig mit der neuen Technologie auseinanderzusetzen und schieben es so lange wie möglich vor sich her. Ist der Tag gekommen, an dem die alte Software von der neuen abgelöst wird, ist die Frustration oft groß, da Dinge unter Umständen nicht gleich so funktionieren wie die Mitarbeiter es gewohnt sind und sie sich nun unter Druck einarbeiten müssen.
Dabei würde es einen großen Anteil des Drucks nehmen, wenn sich der Nutzer so früh wie möglich mit der neuen Technologie auseinandersetzt. Hier liegt es am Unternehmen, seine Mitarbeiter an die Hand zu nehmen und die Einführung der neuen Technik so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Wie lässt sich Überforderung vermeiden?
Doch wie lässt sich Überforderung vermeiden? Aus unserer Erfahrung heraus sind folgende Punkte essentiell:
- Erleichterung der (Fort-)Bildung: Angebot von Trainings und Dokumentationen durch Professionals bezüglich der Anwendungen/Systeme für die ausführenden Mitarbeiter. Dies dient der Komplexitätsminderung und beschleunigt den Lernprozess.
- Bereitstellung eines technischen Supports: Unterstützung und Support soll für die beruflichen Nutzer im arbeitsspezifischen Kontext erfolgen. Beispielsweise kann ein leicht erreichbares Help Desk den Nutzer durch die Anwendung führen und ihn mit ihr vertraut machen. Hierbei ist es wichtig, dass der Helpdesk in der Lage ist zu helfen, sonst kippt das Ganze schnell ins Gegenteil.
- Involvierung in die Technologie: Die Nutzer sollen mehr in den Prozess der Umstellung einbezogen werden. Dies geschieht unter anderem durch Informationen darüber, warum neue Anwendungen auf alle zukommen. Die Teilnahme am Entscheidungsprozess führt dazu, dass die Mitarbeiter zufriedener und eher bereit sind, die neue Technologie zu nutzen.
- Innovations-Support: Mechanismen, die Mitarbeiter zum Experimentieren und Lernen ermutigen. Hierfür ist ein Klima unterstützender Beziehungen unter den Mitarbeitern sowie eine erleichterte Kommunikation und Diskussion notwendig.
Fazit
Das Problem bei den oben genannten Maßnahmen ist, dass sie nur funktionieren, wenn sie gut aufgesetzt sind. Sonst erzeugen sie leicht ein Mehr an Stress anstatt dessen Reduktion.
Einfacher dürften in jedem Falle direkte Maßnahmen gegen den Technostress sein. Keine E-Mail (Weiterleitungen) an Teammitglieder nach Feierabend oder während des Erholungsurlaubs sind entsprechende Beispiele.
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